Politik soll mehr Geld für Therapien Loseisen
Reha nach neurologischen Erkrankungen: Was Marion Schrimpf und Dr. Bernd Krahl sowie die Therapeuten im AMBULANTICUM® in Herdecke leisten, zeigten sie nun den Bundestagsabgeordneten Ralf Kapschack und René Röspel. Von der Politik erhoffen sie sich mehr Geld.
Durch das Schicksal von Michael Schumacher sind Schädel-Hirn-Verletzungen aktueller denn je. Doch noch immer wissen viele aus der Region nicht, dass im AMBULANTICUM® am Nacken in Herdecke Spezialisten Patienten mit neurologischen Erkrankungen behandeln und ihnen bei der Rückkehr in ein möglichst selbstständiges Leben helfen wollen bzw. können.
Die Geschäftsführer Marion Schrimpf und Dr. Bernd Krahl wollten dies nun den SPD-Bundestagsabgeordneten Ralf Kapschack und René Röspel erklären, damit diese das Potenzial dieser Einrichtung erkennen und sich in Berlin „für eine bessere Versorgung der Therapie“ einsetzen mögen. Das Gesellschafter-Paar wünscht sich eine Ermutigung vom Gesetzgeber und eine Stärkung der wohnortnahen Versorgung. Natürlich geht es dabei zuvorderst ums Geld.
Computergesteuerte Greif-Simulation
René Röspel hat Rücken. Kommt vom vielen Sitzen, sagt er. Eine Kleinigkeit im Vergleich zu den Patienten, die sonst etwa nach einem Schlaganfall am Gerät „Armeo Spring“ ihre Armbeweglichkeit trainieren oder wieder herstellen wollen. Bei dieser Greif-Simulation sollen Äpfel aus unterschiedlichen Positionen in einen Korb gepackt werden, alles mitzuverfolgen auf einem Computer-Bildschirm. Beeindruckt blicken die beiden Politiker auf diese Übungsstation und schlendern weiter interessiert durch die Räume am Leharweg.
„Mich erinnert das alles an das Schwelmer Modell“, vergleicht Röspel dies mit der ganzheitlichen und interdisziplinären Therapie für Neurodermitis und Allergieberatung. Auch dabei sei deutlich geworden, wie begrenzt die Kassenmittel seien und welche Hürden die evidenzbasierte Medizin mit sich bringe. „Die Nachsorge ist wichtig, auch für die Pflege sollte es Forschungsgelder geben“, so der Abgeordnete, der lange Mitglied der Enquete-Kommission zu ethischen Fragen der modernen Medizin war.
Schrimpf meint: „Wir bräuchten weniger Pflege, wenn vernünftige Therapien mehr unterstützt würden.“ Gesetzliche Unfallversicherungen kommen mitunter für Delfin-Therapien auf, für die ambulante Reha und Unterstützung ins aktive Leben gebe es zu wenig. „Zumal wir ja wirtschaftlich noch nutzbar sind“, meint Krahl, der sich selbst als Schwerstpatient nach zwei aufeinander folgenden Hirninfarkten zurückgekämpft hat. Am persönlichen Einsatz der beiden hartnäckigen Geschäftsführer („Wir werden hier nicht reich, wir kämpfen um eine bessere Versorgung“) mangele es sicher nicht, erkennt Kapschack an. „Und doch können wir nicht per Fingerschnipsen Geld beschaffen, das man dann ja woanders wegnehmen müsste.“ Die strikte Aufteilung in der Gesundheitspolitik sei nicht immer im Sinne der Menschen.
Kampf um Förderung
Daher will Schrimpf aufzeigen, welche Möglichkeiten etwa zur Forschung das AMBULANTICUM® biete und warum sie um Fördergelder für eine mögliche Referenzeinrichtung kämpft. Die Therapie-Studie, die hier noch bis April 2015 läuft, sei ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Und mit guter Therapie lasse sich Geld sparen, so Krahl. Weitere Idee: Pflegende Angehörige könne man über einen Sozialfonds entlasten.
Aus Sicht der AMBULANTICUM-Gründer gehe zu viel Geld in die Erforschung der Technik. Röspel vergleicht dies mit hohen Ausgaben für weitere Krebs-Erkenntnisse, wobei das Nichtraucher-Schutz-Gesetz eigentlich wichtiger war. Daher hofft Schrimpf auf Veränderungen im System, zumal die Halbwertzeit in der Medizin fünf Jahre betrage. „Das Beispiel Schumacher zeigt, wie gut die Akut-Medizin bereits ist, früher wären Menschen nach einer Operation ohne Öffnung der Schädeldecke gestorben.“ Ebenso wichtig sei aber die Nachsorge der Patienten: „Wir brauchen mehr Unterstützung für die Menschen.“