Quelle: Westfalenpost & Westfälische Rundschau, Von Steffen Gerber
Russische Hospitanten erhalten im AMBULANTICUM® neue Impulse. Lob für spielerische Reha-Methoden.
Foto: Steffen Gerber/Westfalenpost & Westfälische Rundschau
Dr. Bernd Krahl (Mitte) mit seinen vier russischen Schützlingen links von ihm,
dem Übersetzer Viktor Wentland (re.) und Marion Schrimpf (2. v. re.).
Herdecke. Schlag auf Schlag geht es im AMBULANTICUM® zu. Bis Samstag waren russische Ärzte und Therapeuten am Nacken in Herdecke zu Gast, an diesem Dienstag steht eine Auszeichnung für das ambulante Therapiezentrum im Bundeskanzleramt in Berlin auf dem Programm. Ganz zur Freude der Geschäftsführer Marion Schrimpf und Dr. Bernd Krahl.
Doch noch wirkt der Besuch aus dem südlichen Ural nach. Aus der Grenzstadt Magnitogorsk mit 400 000 Einwohnern (der Westteil liegt in Europa, der Ostteil in Asien) hospitierten vier Mediziner eine Woche lang am Leharweg. „Wir bemühen uns schon länger, Patienten aus Russland hier hin zu vermitteln“, berichtet Marion Schrimpf, dass die neurologischen Therapien über Herdecker Grenzen hinaus bekannt sind. „Uns geht es hier um die Akut-Versorgung bis hin zur späteren Nachsorge wie die Integration in den Beruf“, erklärt Bernd Krahl, der sich nach zwei Schlaganfällen zurück ins Leben kämpfte. Dass der Pflegebedarf bei Krankheiten wie Multiple Sklerose, Parkinson oder ADL einen hohen Personalaufwand mit sich bringt, war nur eines der Themen, die die Geschäftsführer mit den Russen besprachen. Die Ärzte (Chirurg, Neurologe) und Therapeutinnen wollten sich über die Standards informieren, die es in Deutschland bei der Rehabilitation nach neurologischen Erkrankungen gibt. „Die Reha bei uns ist schon besser geworden, vor allem bei der Akut- und Frühversorgung. Aber hier in Herdecke erhalten wir Hilfestellung für weitere Impulse, etwa bei der Notfall- Betreuung und der Versorgung der Patienten“, übersetzte Viktor Wentland die Eindrücke der Gäste.
Kritik an finanzieller Lage
„Auch wir können viel von der anderen Seite lernen, etwa bei der emotionalen Zuwendung zugunsten der Patienten. In Russland gehören Krankheiten zum gesellschaftlichen Straßenbild, bei uns ist das nicht der Fall“, entgegnete Krahl, der mit einem Seitenhieb die geringe finanzielle Ausstattung für eine noch bessere Betreuung beklagt.
Lob fanden hingegen spielerische Reha-Methoden im AMBULANTICUM®, der Therapiegarten im Freien, die Patienten-Motivation, das abwechslungsreiche Programm, der angenehme menschliche Umgang zwischen Patient und Therapeut sowie das lockere Ambiente. „Das ist weit entfernt von Krankenhaus-Atmosphäre“, sagten Alexander Subbotin, Marija Tschelischeva, Anna Grusdeva und Olga Samojlova. „Wir können das alles zwar nicht 1:1 übernehmen, nehmen aber viele nützliche Hinweise mit.“ Im Gegenzug könnte ein Einladung nach Magnitogorsk erfolgen, wo das Quartett für ein großes Stahlwerk in dem dazugehörigen Krankenhaus mit 700 Betten arbeitet.
Anfang April kommt der nächste russische Patient mit einer Parkinson- Erkrankung für einen Monat ins AMBULANTICUM®. Kein Einzelfall, wobei die Dauer des Aufenthalts variiert. Über die zentrale Dienstleistungsstelle für internationale Patienten namens Interklinika mit Sitz in Essen und das Gesundheitswirtschafts- Netzwerk Medecon Ruhr besteht schon länger Kontakt zwischen den Herdeckern und den Russen. „Dabei ist der Dolmetscher schon sehr wichtig“, sagt Marion Schrimpf, „denn bei den Therapien darf es keine Kommunikationsprobleme zwischen Patient und behandelndem Arzt geben.“
Fazit: In Zeiten politischer Spannungen zwischen Europäern und Russen verlief der Austausch in Herdecke erfreulich entspannt, konfliktfrei und verständnisvoll.
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