Motorisierte Orthese macht Greifbewegungen möglich
AMBULANTICUM-Patienten testen Robotikgerät MyoPro
Herdecke, 11. Dezember 2019.
Vorsichtig öffnet die junge Frau ihre Hand, bewegt langsam ihre Finger. Einem nach dem anderen. „War ich das selber?“, fragt sie ungläubig – und weint vor Freude. Aufgrund ihres hohen Querschnitts konnte die 18-Jährige ihre Hände und Finger bisher nicht mehr aus eigener Kraft benutzen. Im AMBULANTICUM bekam sie jetzt die Möglichkeit dazu: Während ihres Therapieaufenthalts in der Herdecker Einrichtung probierte sie mit anderen Patienten die Orthese MyoPro aus.
„MyoPro ist eine motorisierte Arm- und Handorthese, die entwickelt wurde, um die Funktion der oberen Extremitäten wiederherzustellen, die durch neuromuskuläre und neurologische Erkrankungen oder Verletzungen gelähmt oder geschwächt sind“, erklärt John Frijters, Business Development Managers beim Hersteller myomo. Gemeinsam mit Volker Gremm und Vanessa Wagner vom Sanitätshaus Riepe war er Mitte Oktober im AMBULANTICUM zu Gast, um das moderne Robotikgerät vorzustellen.
„Uns ist es wichtig, neue Entwicklungen, Technologien und zukunftsweisende Therapiemöglichkeiten zu kennen, die unsere Arbeit und insbesondere unseren Patienten auf ihrem Weg effektiv unterstützen können“, erklärt AMBULANTICUM-Geschäftsführerin Marion Schrimpf, die der Anfrage von Sanitätshaus Riepe darum gerne nachkam, sich die Anwendung der Orthese MyoPro einmal vorstellen zu lassen. „Vielleicht ergeben sich daraus ja Einsatzmöglichkeiten, von denen unsere Patienten langfristig im Alltag profitieren können.“
Wie die Orthese zum Beispiel Schlaganfall- oder MS-Patienten mit gelähmten oder geschwächten Funktionen der oberen Extremitäten im Alltag unterstützen kann, demonstrierten Julius Frijters, Volker Gremm und Vanessa Wagner gleich in der praktischen Anwendung. Die elektronisch gesteuerte Orthese ist mit Motoren und Sensoren ausgestattet und wird individuell an den jeweiligen Patienten angepasst. Auch AMBULANTICUM-Geschäftsführer Dr. Bernhard Krahl, der 2007 selbst zwei schwere Hirninfarkte erlitt, ließ es sich nicht nehmen, MyoPro selbst zu testen. „Eine solche Orthese hilft, dosierte Greifunktionen auszuführen und zu trainieren und unterstützt Arm- und Handfunktionen Funktionen“, so Krahl.
Während das Arm- und Handorthesengerät mit der stabilen Schiene und praktischen Klettgurten an Fingern, Hand und Arm befestigt wurde, erläuterte John Frijters, wie die Orthese das Greifen mit den Fingern oder Heben und Senken des Arms überhaupt erst wieder möglich macht. „MyoPro liest die so genannten myoelektrischen Signale, also schwache Nervensignale, von der Hautoberfläche und aktiviert kleine Motoren, um Hand und Arm – wie vom Benutzer gewünscht – zu bewegen.“ Der Business Development Manager lächelt: „Es ist quasi eine Servolenkung für den Arm.“