Von wegen für immer

Rainer Erb kämpft sich aus dem Rollstuhl – und hat ein Buch darüber geschrieben

Rainer Erb sitzt an seinem Computer und arbeitet, als seine Knie plötzlich schwach werden. Der 55-jährige Zimmermeister fällt vom Stuhl – und kann sich nicht mehr bewegen. Von jetzt auf gleich ist er querschnittsgelähmt. Die Ursache ist bis heute unbekannt. Die erste Prognose lautet: Rollstuhl für immer. Ein Schicksal, in das sich Rainer Erb nicht fügen möchte. Er kämpft dafür, wieder auf die Beine zu kommen. „Von wegen für immer“ ist sein Motto – und der Titel eines Buches, das seine Geschichte erzählt.

Im Labyrinth aus Therapien und Anträgen

Zwölf Tage Erstversorgung im Krankenhaus Fulda. Sieben Monate in einer Spezialklinik in Bad Wildungen. Dann drei Monate Reha mit Vojta- und Wassertherapie. Nach den ersten sechs Monaten gibt es kleine Fortschritte, Rainer Erb kann ein Bein leicht bewegen. Zurück zu Hause beginnt die Physiotherapie vor Ort – bis zu 20 Stunden in der Woche arbeitet Rainer Erb an seinem Ziel, wieder laufen zu können. 

„Momentan gibt es für mich Therapie, Essen, Schlafen und Trinken“, sagt der Fuldaer. Aber für ihn gibt es auch:  ein Labyrinth aus Therapiemöglichkeiten, Anträgen und Absagen. Auch hier kämpft Rainer Erb sich durch – und schreibt alles auf. Das, was ihm durch den Kopf geht. Das, was er aus den Therapien mitnimmt. Das, was er im Bürokratiedschungel erreicht. Die Aufzeichnungen helfen ihm, seine Situation zu verarbeiten. Sie stützen ihn, treiben ihn an und werden die Grundlage seines Buches, mit dem er vor allem eines erreichen möchte: anderen helfen, die in einer ähnlichen Situation sind. „Ich möchte zeigen, dass man die Dinge auch selbst in die Hand nehmen muss, um was zu erreichen“, betont Rainer Erb.

Ein Training, das fordert und fördert

Die Arbeit an seinem Buch führt ihn auch ins Ambulanticum: Seine Biographin, Dagmar Wagner, macht ihn auf die ambulante Therapieeinrichtung aufmerksam. Schon beim Blick auf die Website merkt er: Die machen genau das, was ich brauche. Ein intensives, individuelles Training, das fördert und fordert. „Dabei gehe ich an meine Leistungsgrenze. Ich lasse nicht locker“, erzählt Rainer Erb, der von dem Therapiekonzept und der Umsetzung überzeugt ist: „Die Therapeut:innen sind richtig gut geschult und die vielen Hilfsmittel und Trainingsgeräte gibt es woanders in dieser Form nicht.“

Frei laufen – bis zur Rente

Gemeinsam mit seinen Therapeut:innen arbeitet Rainer Erb zurzeit daran, frei zu stehen, am Rollator zu gehen sowie an seiner Motorik und der Kraftentwicklung. „Mittlerweile drücke ich 20 Kilo mehr als in der letzten Therapiephase“, sagt er nicht ohne Stolz. Auch die Stabilität im Rumpfbereich hat sich wesentlich verbessert: „Zu Beginn war ich nach zehn Minuten Spacecurl-Training klatschnass geschwitzt – jetzt geht es mir danach gut. Das kann ich dem Ambulanticum zuschreiben.“ Im März kommt er noch einmal für eine weitere Intensivtherapie zurück ins Ambulanticum – und seinem Ziel vielleicht wieder ein ganzes Stück näher: „Bis zu meiner Rente in sieben Jahren möchte ich frei laufen können“, sagt Rainer Erb, während er sich auf den Weg zur nächsten Therapieeinheit macht. „Und dann. Dann schreibe ich ein zweites Buch“, sagt er. Und lächelt.

Weitere Infos zum Buch gibt es hier.



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