Nach der Risiko-OP im Rollstuhl
Fritz Grupe galt als austherapiert, im Ambulanticum lernt er das Laufen wieder
Eigentlich sollte der Drei-Jahres-Check beim Hausarzt nur Routine sein – doch die Untersuchung setzte für Fritz Grupe einen OP-Marathon in Gang. Der rettete ihm zwar das Leben, führte ihn aber gleichzeitig in ein Leben voller Herausforderungen: Bei einem der Eingriffe wurde sein Rückenmark verletzt und der 69-Jährige konnte von einem Tag auf den anderen nicht mehr laufen. Nach Irrwegen durch Rehakliniken hat Fritz Grupe mit dem Ambulanticum ein Therapiezentrum gefunden, das ihn dabei begleitet, wieder auf die Beine zu kommen – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Rückenmark verletzt
Von der Routineuntersuchung zur Risiko-OP und in den Rollstuhl: Als der Hausarzt beim Gesundheitscheck hohen Blutdruck und Probleme am Herzen festgestellt hatte, ging alles ganz schnell. Ein MRT zeigte drei Aneurysmen an der Aorta. Drei Operationen waren notwendig. Der erste Eingriff verlief problemlos. Nach dem zweiten verrutschten die Stents, die gelegt wurden, und setzten sich vor den Niereneingängen fest. „Das ist eigentlich tödlich“, sagt Fritz Grupe nachdenklich. Eine zehnstündige Operation sollte das Schlimmste abwenden – und ging schief. „Bei dem Eingriff wurde das Rückenmark beschädigt“, erinnert sich der Hamburger, der nach der Operation seine Beine nicht mehr fühlen konnte. „Die Ärzte sagten mir da noch, dass ich in zwei Wochen wieder laufen könne“, denkt Fritz Grupe an die Zeit zurück. „Aber das war nicht so.“ Die spätere Diagnose lautete: Paraparese in beiden Beinen
Arzt attestiert „austherapiert“
Der damals 69-Jährige kam in eine Rehaklinik nach Berlin, wurde dort drei Monate lang therapiert. „Mehr schlecht als recht“, betont der ehemalige Unternehmensberater. Patienten unterschiedlichster Fachrichtungen, Gruppen- statt Einzeltherapien, keine festen Therapeut*innen und der beklemmende Eindruck, einfach nur „untergebracht“ worden zu sein: „Ich habe mich sehr alleingelassen gefühlt“, so Fritz Grupe, der auch in einer Tagesklinik in seiner Heimatstadt keine Fortschritte mehr machte. „Ich konnte am Rollator laufen, aber mehr nicht.“ Die Abschlussuntersuchung des Neurologen zerstörte alle Hoffnungen auf Besserung. Der Arzt attestierte Fritz Grupe, er sei „austherapiert“. Für den Mann, der zumindest wieder am Gehstock laufen wollte, war das ein herber Schlag. „Ich wollte nicht auf den Rollator angewiesen bleiben“, so Fritz Grupe, der im Laufe seiner Erkrankung auch immer wieder mit schweren seelischen Tiefs zu kämpfen hatte. „Für mich fühlte sich das so an, als sei ich nicht vollständig.“
Abseits klassischer Therapiewege
Dann kam der Vorschlag von der Techniker Krankenkasse, der die Wende brachte: ein Kennenlerntermin im Ambulanticum. Von Anfang an fühlte sich Fritz Grupe in dem Herdecker Therapiezentrum gut aufgehoben. „Alle Therapeut*innen sind fachlich zugewandt, sehr kompetent, empathisch und auch kreativ“, sagt er und lächelt. „Jeder neurologische Patient ist anders und für jeden werden gute Lösungen gefunden – auch abseits der „klassischen“ Therapien.“ So gab es für Fritz Grupe neben Gang- und Gleichgewichtstraining, Krankengymnastik und vielen Einheiten auf dem C-Mill auch mal den ein oder anderen Spaziergang über den Parkplatz oder auch zum Wald – ohne Rollator, nur gestützt durch die Hand seiner Therapeut*innen. „Einmal habe ich mit einer Therapeutin auch langsamen Walzer getanzt. Und das ging gut.“ Fritz Grupe nickt zufrieden. Nach der dritten Intensivtherapie in der Einrichtung kann er einige Schritte ohne Hilfsmittel gehen. „Alles andere ist jetzt Übungssache“, sagt er. „Dass ich so weit komme, hätte ich nicht gedacht. Das haben die Menschen und die Therapien im Ambulanticum erreicht – kein anderer hat das geschafft.“