„Was gestern war, zählt für mich nicht mehr!“

Querschnitt-Patient Frank Wesselmann trainiert im Ambulanticum® für ein selbstbestimmtes morgen

Nur zehn Tage später hätte er sein 25-jähriges Betriebsjubiläum gefeiert. Mit seiner Familie, seinen Freunden und seinen Kollegen. Frank Wesselmann hätte sich an die Geschichten
erinnert, die ihm als Zimmermann in all den Jahren hoch oben auf den Dächern widerfahren sind. Als es so weit war, lag er auf der Intensivstation in einem Krankenhaus in Hannover. Die Ärzte hatten ihn in ein künstliches Koma versetzt. Die Verletzungen, die er beim Fall aus sechseinhalb Metern Höhe vom Gerüst eines Hauses davonträgt, wiegen schwer. Neben Knie, Oberschenkel, Rippen und Brustbein ist auch der achte Brustwirbel gebrochen. InkompIette Querschnittlähmung, so die Diagnose. Seit diesem heißen Sommertag im Juli 2018 kämpft Frank Wesselmann auch mithilfe der Intensivtherapie im Ambulanticum® für sein selbständiges und selbstbestimmtes Leben.

K.o., aber glücklich

Die ersten Trainingstage in Herdecke seien immer der Horror, schmunzelt der ehemalige Sportschwimmer. „Aber ein schöner Horror“, erklärt er weiter, „nach drei, vier Stunden bin ich glücklich k.o.“ Es sei ein unglaubliches Gefühl, mit Unterstützung auf dem Lokomat®, einem Gangroboter mit Augmented Performance Feedback, zu gehen. Denn Frank Wesselmann sitzt seit jenem Tag im Juli im Rollstuhl. Noch im Krankenhaus habe man ihm gesagt, dass er sich daran gewöhnen solle. Unterhalb seiner Rippen werde er nichts mehr fühlen, spüren oder gar bewegen können. Auch später in der Reha teilte man ihm mit, dass das so bleiben werde. „Stumpf“, betont er, „ganz stumpf haben mir das die Ärzte gesagt.“

 

„Wenn man mich von Beginn an gefördert hätte, wäre es heute anders.“

Frank Wesselmann kann das nicht verstehen. Denn er fühlt, was nach reiner Aktenlage nicht sein kann: Schmerzen im Knie. „Ich wurde mit dem Hinweis auf Phantomschmerzen abgespeist“, erzählt der ehemalige Zimmermann. Bis ein Arzt feststellt, dass die Drähte im Knie nicht richtig sitzen und so die Schmerzen, die er empfindet, erklärbar werden. „Obwohl man dies entdeckte, änderte sich nichts an den Therapien“, schüttelt der ehemalige Sportschwimmer den Kopf. „Rollstuhlfit“, so lautete weiterhin das Ziel der neurologischen Nachsorge. Nicht mehr und nicht weniger. „Wenn man mich von Beginn an gefördert hätte“, ist er überzeugt, „wäre es heute anders.“

Frank Wesselmann ist ein aktiver, engagierter Mensch. Nichts liegt ihm ferner, als sein Schicksal anderen zu überlassen. Denn sein Ziel ist nicht allein, rollstuhlfit zu sein. Er möchte daran arbeiten, irgendwann wieder laufen zu können. „Und das werde ich den Ärzten auch irgendwann noch zeigen: nämlich dann, wenn ich vor ihrem Schreibtisch stehe“, bekräftigt er. Auf der Suche nach Menschen und Therapien, die ihn dabei unterstützen, stößt er auf das Ambulanticum® in Herdecke. Seit er vor drei Jahren seine erste Intensivtherapie in dem neuromotorischen Nachsorgezentrum gemacht hat, fällt es ihm leichter, wieder nach vorn zu schauen. Was gestern war, zähle für ihn nicht mehr, sagt er. Im Ambulanticum® erlebt er von Anfang an, was er sich immer gewünscht hat: Seine individuellen Ziele sind wichtig ebenso wie seine Meinung. „In unserem Gesundheitssystem werden wir Patienten viel zu wenig gehört. Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass nur das zählt, was Ärzte sagen“, kritisiert der 47-Jährige.

 

„Alle hier glauben an mich, fördern und fordern mich.“

Im Ambulanticum® sei das anders, betont er. Hier bekomme er, was ihm anderswo verwehrt wurde: eine individuell auf ihn abgestimmte Therapie. „Das ist top! Das habe ich noch nie erlebt. Alle hier glauben an mich, fördern und fordern mich“, lobt Frank Wesselmann, der seit 2021 regelmäßig zur Intensivtherapie nach Herdecke reist. Die Kombination aus bewährten Therapiemethoden aus der Physio-, Ergo- und Sporttherapie verknüpft mit innovativen robotik- und computergestützten Therapieformen bringt ihn immer wieder an seine Grenzen. „Und genau da will ich hin. Nur dann komme ich weiter und erlebe Erfolge“, weiß der ehemalige Sportschwimmer. Erfolge, die auch auf die vielen Wiederholungen an den modernen Trainingsgeräten, wie dem Gangroboter Lokomat® oder dem C-Mill® zurückzuführen sind. „Das Hinstellen klappt inzwischen besser und auch das Sitzen zum Beispiel an einer Bankkante“,zählt Frank Wesselmann auf, der sich mittlerweile politisch für
mehr Barrierefreiheit in seiner Stadt engagiert.

 

In diesen Tagen liegt die erste, anstrengende Phase der Intensivtherapie im Ambulanticum® gerade wieder hinter ihm. „Noch nie zuvor habe ich ein solches Komplettprogramm erlebt. Nirgendwo fühle ich mich so ernst genommen und motiviert wie hier“, ist Frank Wesselmann begeistert. Seine Ziele für diese vier Wochen: eigenständig aus dem Rollstuhl herauszukommen und mit Freunden in Zukunft wieder gemeinsam am Stehtisch zu stehen. „Ich weiß genau, wofür ich trainiere“, bekräftigt Frank Wesselmann, „denn was gestern war, zählt für mich nicht mehr! “

Vorbildliche ambulante Neurorehabilitation im Herdecker Ambulanticum®

Deutsche Schlaganfall-Hilfe beeindruckt vom ganzheitlichen Therapiekonzept

Eine vorbildliche ambulante Nachsorge für neurologische Patienten, so lautete das Fazit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe nach einem Besuch des Ambulanticum® in Herdecke. Stifterin Liz Mohn, Kuratoriums-Vorsitzende Dr. Brigitte Mohn und Sylvia Strothotte, stellvertretende Vorstandsvorsitzende, waren beeindruckt vom ganzheitlichen Therapieansatz, der Kompetenz des interdisziplinären Teams und der robotik- und computergestützten Therapie, die in dem neurologischen Therapiezentrum zum Einsatz kommt. „Durch die modernen Trainingsgeräte können die Patientinnen und Patienten eine hohe Anzahl von Wiederholungen an gleichmäßigen Übungen erreichen. Das macht motorisches Lernen im Gehirn überhaupt erst möglich“, zeigte sich Liz Mohn vom innovativen Ambulanticum®-Konzept überzeugt.

Begleitet durch das Gründerpaar Marion Schrimpf und Dr. Bernd Krahl kamen die drei Frauen von der Gütersloher Stiftung bei einem Rundgang inmitten des Therapiealltags mit Therapeuten und Patienten gleichermaßen ins Gespräch. „Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe und uns eint das Ziel, neuromotorisch erkrankte Menschen, wie zum Beispiel Schlaganfall-Patienten, bestmöglich auf dem Weg zurück in ein selbstständiges Leben zu unterstützen“, freute sich Marion Schrimpf, Geschäftsführerin des Ambulanticum®, über das große Interesse der Stiftung an der Arbeit des ambulanten Therapiezentrums.

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Aufgeben? Niemals!

MS-Patientin Christine Rupp trainiert sich fit für ihren Alltag

Sie ist eine Kämpfernatur. Schon immer. Eine, die wieder aufsteht, wenn es nicht nach Plan läuft. Ist ihr Ehrgeiz geweckt, will sie mehr. Das war schon mit 15 so, als sie mit ihrer Tischtennismannschaft die Landesmeisterschaft von Niedersachsen gewann. Das ist auch heute noch so – 36 Jahre später, wenn sie im Ambulanticum für ihr Ziel trainiert, allein vom Boden wieder in ihren Rollstuhl zu kommen. „Aufgeben ist keine Option“, sagt Christine Rupp, „ansonsten hat die MS gewonnen und das geht gar nicht!“

Multiple Sklerose oder abgekürzt „MS“ lautet die Diagnose, als Christine Rupp 15 Jahre alt ist. Lange ging alles gut, erzählt die heute 51-Jährige über ihr Leben mit der chronisch entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems. Doch dann kam der Einschnitt. Nach dem Tod ihrer Eltern erleidet die sportbegeisterte Frau einen heftigen Schub. Die Krankheitsaktivität nimmt Fahrt auf, die Einschränkungen nehmen zu. Die Coronazeit tut ihr Übriges. Christine Rupp schottet sich ab, um sich zu schützen. „Es ging mir so schlecht, dass ich dachte, ich stehe mit einem Bein bald im Pflegeheim“, erinnert sie sich schmerzlich zurück.

„Das ist anders als jede Reha. Da muss ich unbedingt hin.“

„In dieser Zeit hatte ich durch Social Media vom Ambulanticum gehört, mir die Nummer herausgesucht und dann einfach angerufen“, erinnert sich Christine Rupp. Viel Zeit habe man sich am Telefon für ihre Fragen genommen, so dass schnell klar war: Das ist anders als jede Reha, die sie bislang gemacht hatte. „Da muss ich unbedingt hin“, stellt sie am Ende des Gesprächs aufgeregt fest. Als die Techniker-Krankenkasse, mit der das ambulante Nachsorgezentrum in Herdecke einen Rahmenvertrag hat, ihre Intensivtherapie genehmigt, ist die Freude groß.

Wieder Vertrauen in den eigenen Körper

Mittlerweile liegen zwei Therapiephasen hinter ihr. Sie strahlt. Besonders gut gefallen ihr die Einzeltherapien, das Ziele setzen, ihre ganz individuellen Ziele betont sie. Das tägliche Einzeltraining, die richtigen Therapeuten, die an den richtigen Stellen ansetzen, zählt Christine Rupp weiter auf. Einfach diese ganz besondere Atmosphäre im Ambulanticum sei für sie so motivierend gewesen, dass sie ihr mentales Loch hinter sich lassen kann. Ganz langsam und leise kehren auch ihr Kampfgeist und ihre Disziplin zurück. „Ich habe wieder Vertrauen in meinen Körper gefunden“, sagt sie voller Zuversicht. Aus „jetzt geht gar nichts mehr“ ist nun „da geht noch viel mehr“ geworden. Christine Rupp lacht, wenn sie an ihr Ziel denkt. Nach nur zwei von insgesamt vier Wochen Intensivtherapie hat sie erreicht, was ihr zuvor unmöglich erschien: allein vom Boden hochzukommen!

Im Gesundheitssystem sollte es so sein wie im Ambulanticum individuell

„Hier im Ambulanticum ist alles so, wie ich es mir in vielen Bereichen unseres Gesundheitssystems wünsche – alles ist individuell auf die Patientinnen und Patienten zugeschnitten“, findet Christine Rupp. Das sei nicht nur eine große Bereicherung, sondern auch eine enorme Erleichterung. Denn MS sei die Krankheit mit den 1000 Gesichtern. Jeder habe ähnliche Symptome, aber eben nicht die gleichen. Das mache den Unterschied. Dementsprechend brauche man auf sich individuell abgestimmte Therapien, betont Christine Rupp. „So, wie es im Ambulanticum geschieht. Da kann sich so manche Krankenkasse, so mancher Kostenträger eine Scheibe von abschneiden!“, bekräftigt sie.

„Ich fühle mich wieder kraftvoll“

Genau hinschauen werden die Therapeuten auch, wenn sie im Mai wieder nach Herdecke komme, ist sich Christine Rupp sicher und schmunzelt: „Da wird kontrolliert, ob ich meine Hausaufgaben gemacht habe.“ Von ihrem interdisziplinären Therapeutenteam hat sie einen Leitfaden mit individuell zugeschnittenen Übungen und Videos bekommen, so dass sie auch Zuhause trainieren kann und stabil bleibt. Denn das ist auch eines der Ziele, das sie für sich formuliert hat. Christine Rupp ist hoch motiviert. Ihr sportlicher Ehrgeiz sei wieder gepikt, sagt sie über sich selbst. „Das haben alle Therapeuten im Ambulanticum super hinbekommen: Ich fühle mich wieder kraftvoll und gepusht. Woanders will ich nicht mehr hin!“

Über ihre Erfahrungen und ihr altes, neues Leben mit der Diagnose MS bloggt Christine Rupp unter www.deinechristine.de

Gemeinsames Pilotprojekt von Ambulanticum®, Techniker Krankenkasse und CUREosity

Gestartet: Gemeinsames Pilotprojekt von Ambulanticum®, Techniker Krankenkasse und CUREosity.

Virtual-Reality-Therapie mit CUREO® als neuer Baustein im ganzheitlichen Therapiekonzept

Seit Februar ist das Ambulanticum® mit der Techniker Krankenkasse (TK) und dem

Med-Tech-Unternehmen CUREOSITY Teil eines gemeinsamen Pilotprojektes. Im Mittelpunkt steht die Virtual-Reality-Therapie, kurz VR-Therapie genannt. Ein Jahr lang setzt das neurologische Nachsorgezentrum das innovative VR-Therapiesystem CUREO® als neuen Baustein in sein ganzheitliches Therapiekonzept ein. Als erste gesetzliche Krankenkasse in Deutschland vergütet die TK diese Therapieform. Eine qualitative Erhebung, die die Motivation der Patientinnen und Patienten sowie die Machbarkeit des VR-Therapiesystem im Therapiealltag untersucht, begleitet das Pilotprojekt. „Wir sind überzeugt, dass modernste Therapien in der neurologischen Rehabilitation entscheidend sind. Projekte, wie dieses bieten die Chance, auch andere Entscheidungsträger davon zu überzeugen“, so Marion Schrimpf, Geschäftsführerin des Ambulanticum® in Herdecke.

 

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